„DIE LAUTSPRECHER-FALLE IN IHREM TEAM UND WIE SIE IHR ENTKOMMEN“

In jedem Team gibt es eher Laute und eher Stille. Warum das in der virtuellen Zusammenarbeit zum Problem werden kann und was Sie dagegen tun können, erläutere ich Ihnen hier in meinem neuen Blog.

Die Lauten werden lauter, die Stillen stiller

Wenn Sie schon mal einer Videokonferenz mit mehr als drei Teilnehmenden beigewohnt haben, werden Sie das auch schon erfahren haben: Es kann immer nur einer sprechen und der muss sich aktiv das Wort holen. Das sind – wie im Büro – zunächst mal die, die ohne zu zögern vor anderen sprechen und sich zudem gerne selbst reden hören. Der Einfachheit halber nenne ich diese Gruppe „Die Lauten“ und die, die sich selten freiwillig zu Wort melden „Die Stillen“. Dabei ist mir bewusst, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß oder nur laut und still ist.

Dramatisch wird die Situation dadurch, dass die Stillen nicht nur in Meetings zurückhaltender sind und weniger gehört und gesehen werden. Sie sind auch in der restlichen Zeit eher zurückhaltend. Ein eher ruhiger Mitarbeiter ruft nicht einfach so die Kollegen oder die Chefin an, um zu plaudern oder um mögliche Lösungen einer aktuellen Projektherausforderung zu diskutieren. Er wählt sich auch eher nicht bei den unsäglichen „Digital Coffee Corners“ ein und wenn doch, dann als stiller Beobachter. Auf der anderen Seite sind die Lauten, die sich täglich bei der Vorgesetzten melden, sei es mit einer Erfolgsmeldung („Schau mal, Chef, was ich Tolles gemacht habe.“) oder einer Bitte um Unterstützung.

Ist ja erstmal kein Problem, doch…

Ja, kurzfristig ist das kein Problem. Die Lauten freuen sich über die Bühne und den direkten Draht zur Chefin. Die Stillen sind ganz froh, wenn sie sich zurückziehen können und mal ihre Ruhe haben.

ABER: Mittelfristig (und das können schon wenige Wochen sein) wird es zum mittleren bis großen Problem im Team. Die Stillen werden bald gar nicht mehr gesehen und gehört. Das führt nicht nur zu Frust bei den Einzelnen, auch die Vielfalt an Ideen und Perspektiven zu Problemen geht deutlich zurück. Es folgt ein Absinken der Leistung, der Ergebnisse und der Zielerreichung.

Mein Tipp: Mal die Rollen umdrehen

Eine Führungskraft erzählte mir von einem einfachen Trick: Das wöchentliche Team-Meeting leitete sie mit folgender Aufforderung ein:

„Heute spielen wir mal ANDERSHERUM. Jeder zeigt heute mal die andere Seite seiner Persönlichkeit. Die, die sonst immer reden, halten sich heute mehr zurück. Die sonst eher Zurückhaltenden melden sich heute häufiger zu Wort.“

Und tatsächlich führte das dazu, dass sich schließlich nahezu alle an der Diskussion beteiligten. So kamen mehr unterschiedliche Perspektiven und Ideen auf den Tisch. Es fühlte sich wieder mehr wie ein Team an – ein kleiner Schritt mit großer Wirkung.

Die schlechte Nachricht: Einmal reicht nicht!

Aber Vorsicht! Mit einem einmaligen Auffordern ist es nicht getan. Denn schließlich sind die Lauten nach wie vor am liebsten laut, die Stillen am liebsten still und alle verfallen schnell wieder in ihre gewohnten Muster. Es braucht also immer wieder Impulse von außen (von Ihnen als Führungskraft), um auch mal die andere ungewohnte Seite der Persönlichkeit zu zeigen. Mal ist es ein spielerischer Hinweis im Team-Meeting, mal ist es der regelmäßige Anruf bei den Stillen oder es ist die Bitte, das nächste Team-Meeting zu moderieren. Wie auch immer Sie Ihren Weg finden, lassen Sie die Stillen sprechen. Und bei all dem Die-Stillen-zum-Reden-Erwecken: Vergessen Sie nicht, den Lauten in Ihrem Team ihre Bühne zu geben. Sie werden es Ihnen danken. Beide.

Und Sie?

Wie machen Sie das mit Ihrem Team? Wir sorgen Sie in Ihrem Team für eine gute Balance zwischen Lauten und Stillen? Und was sind Sie selbst für ein Typ?

Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie mehr über den Umgang mit den verschiedenen Typen von Mitarbeitenden erfahren wollen.