Homeoffice: So bleibt der Teamgeist erhalten

Viele Führungskräfte versuchen alles, um ihre Teams in Zeiten von Lockdown und Homeoffice zusammen zu halten. Warum die „Digital Coffee Corner“ zum Scheitern verurteilt ist und wie 5 Minuten pro Woche einen Unterschied machen können, lesen Sie im heutigen Beitrag von Teamexperte Frank Peters.

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Homeoffice fressen Kaffeeküche-Gespräche auf

Ein oft übersehener Unterschied zwischen Homeoffice und der Zeit im Büro: Die informellen Gespräche in der Kaffeeküche oder Teeküche oder auch am Wasserspender (in den USA heißen diese tatsächlich „Water Cooler Conversations“) fallen weg. Statt des angeregten Plauschs mit der netten Kollegin stellt sich Stille ein, wenn nun jeder allein zu Haus in seinem Arbeitszimmer, in der Arbeitsecke im Schlafzimmer oder am Küchentisch sitzt.

Dabei ist gerade dieses Treffen in der Kaffeeküche eine gute Gelegenheit, den Zusammenhalt zu stärken. Zusammenhalt und Team Spirit hat viel mit Vertrauen zu tun. Menschen, denen ich vertraue, vertraue ich auch mehr an, ich fühle mich zugehörig und bin auch bereit, mehr Leistung zu bringen, die oft bemühte Extrameile. Das Verzwickte daran: Vertrauen ist ein flüchtiger Geselle und will immer wieder bestätigt werden. Ist dies nicht der Fall, geht das Vertrauen zurück.

Was die meisten falsch machen…

Die Herausforderung ist nun, diese positiven Erfahrungen in die Homeoffice-Welt zu übertragen. Wie soll man denn Kaffeeküche-Begegnungen oder im-Büro-Vorbeischauen online abbilden? Ich höre immer wieder davon, wie Führungskräfte in die klassische Falle tappen von „Ach, wir kopieren einfach das Präsenzformat in ein Online-Format, wird schon klappen.“ Auf einmal lädt der Chef zur Online-Coffee-Corner jeden Mittwoch um 15:30 Uhr ein, ach du liebe Zeit! Ihnen kann ich es ja schon mal sagen: So geht's nicht.

Aus der Kaffeeküchen-Begegnung wurde also die Kaffeeklatsch-MS-Teams-Einladung, meist mit komplett englischem Namen, weil das ja so modern klingt: „Online-Coffee-Corner“ oder „The Virtual Coffee Table"
Ich habe von vielen Teams gehört, die genau das auch bald wieder eingestampft haben. Es hat einfach nicht funktioniert. Feste Coffee-Corners sind eben nicht zufällig und wirken für viele eher gezwungen. Noch schlimmer, wenn es die Teamleitung ist, die zum virtuellen Kaffeeklatsch eingeladen hat, weil sie das gerade in einem (Online-) Seminar gelernt hat. Die Absicht ist gut, die Umsetzung nicht. Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht.

Die Erfolgsfaktoren digitalisieren, nicht die Kaffeeküche!

Es hilft, sich vor Augen zu führen, was die Erfolgsfaktoren hinter diesen informellen Begegnungen sind. Sicher haben Sie auch schon festgestellt, dass das platte Übersetzen von Maßnahmen oder Erfolgsrezepten aus der Präsenzwelt in die digitale Welt häufig nicht funktioniert.

Die Erfolgsfaktoren dieser informellen Gespräche: Sie sind zufällig, nicht planbar, freiwillig und vor allem mit einer positiven Emotion verknüpft, die viel mit Austausch, Freude und Ungezwungenheit zu tun hat. Anstatt neue Formate aus dem Boden zu stampfen, nutzen Sie lieber die Kontaktpunkte, die Ihr Team schon kennt.

Mein Tipp: Die magischen ersten fünf Minuten eines Meetings

Ich höre oft, dass das Tolle an der neuen virtuellen Zusammenarbeit ist, dass Meetings viel effizienter als in Präsenz ablaufen und auch noch viel kürzer sind. Was ich ebenso oft höre: Der Small Talk und das Netzwerken zu Beginn eines solchen Meetings leiden darunter. Und das ist noch untertrieben.

In jedem Meeting mit dem Team lauert eine Chance für die Stärkung des Zusammenhalts und des Vertrauens. Wenn es Ihr Meeting ist, nutzen Sie die ersten Minuten, um die Verbindung zwischen den Teammitgliedern zu intensivieren und zu stärken. Lassen Sie die Leute jeweils zu zweit (zufällig zusammengestellte Duos) für 5 Minuten zu einer vorgegebenen Leitfrage miteinander reden. Gerne zu einer Frage, die mit dem Thema des Meetings zu tun hat, aber das ist nicht zwingend notwendig. Es ist auch nicht entscheidend, dass die beiden sich wirklich über das Thema unterhalten. Wenn sie die Zeit nutzen, um sich über das vergangene Wochenende auszutauschen, auch gut.

Bei vielen Videokonferenz-Anbietern gibt es die Möglichkeit, die Teilnehmenden in eigene Video-Räume aufzuteilen. Ist dies nicht der Fall, können die beiden auch einfach miteinander telefonieren und nach 5 Minuten zur Videokonferenz zurückkehren.

Verbindung vor Verkündung

Ich nutze dieses Vorgehen schon seit Jahren erfolgreich in meinen Seminaren und Workshops. Das funktioniert sogar mit Teilnehmenden, die sich noch gar nicht kennen. Ich kann mich noch gut an einen Workshop erinnern, bei dem es immer wieder gehakt hat und nur holprig vorangegangen ist und wir uns immer wieder in Detaildiskussionen verirrt haben. Abends ist mir dann eingefallen, woran es gelegen hat. Ich hatte auf diese Warm-up-Runde am Anfang verzichtet, weil ich so viel anderes geplant hatte.

Seitdem sorge ich immer erst dafür, dass die Teilnehmenden Zeit zum kurzen Austausch haben. Der amerikanische Teamexperte Chad Littlefield beschreibt dieses Prinzip als „Connection before Content“, genial! Das würde ich sofort unterschreiben. Frei nach Chad lautet das Erfolgsprinzip für das nächste Teammeeting: „Verbindung vor Verkündung“!

Aktiveres Team, bessere Stimmung, mehr Unterstützung, schneller fertig

Auch Sie werden schnell feststellen, dass Ihre Meetings anders ablaufen. Die Menschen bringen sich aktiver ein, sind besser drauf, unterstützen sich und womöglich sind Sie sogar schneller mit dem Meeting durch als vorher, weil nicht mehr bis ins Kleinste diskutiert wird und nicht jeder unbedingt recht haben muss.

Warum funktioniert das so gut? – Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir möchten in Kontakt sein, wir möchten dazu gehören und wir möchten gehört werden. Der eine mehr, der andere noch mehr. In Videokonferenzen, in denen immer nur einer sprechen kann und ein richtiger Austausch allein schon technisch erschwert ist, können wir diese Bedürfnisse nicht bedienen.

Haben wir aber die Möglichkeit, unsere Meinung und Empfindung auszudrücken, in Kontakt mit einem anderen Menschen zu sein, starten wir ganz anders in ein Meeting, positiv und mit dem guten Gefühl, schon etwas beigetragen zu haben. Ganz nebenbei verstärken diese fünf Minuten den sozialen Kitt, den es in Teams so dringend braucht.

Probieren Sie's aus!

Und Ihr Teamzusammenhalt?

Wie ist es um den Zusammenhalt in Ihrem Team bestellt?

Schreiben Sie mir gerne, was Sie gerade tun, um den Zusammenhalt zu stärken. Und wenn Sie Unterstützung oder Anregungen brauchen, lassen Sie uns sprechen. Wir schaffen das.