Yeah, ein neuer MA! Aber Einarbeitung ohne persönlichen Kontakt?

„Chef, die neue Mitarbeiterin steht unten am Empfang. Sie wollten sie ja abholen, oder?“ – „Oh, das passt mir gerade gar nicht, ich muss gleich zum Vorstand. Können Sie sie abholen? Zeigen Sie ihr alles und geben Sie ihr schon mal den aktuellen Geschäftsbericht zum Lesen. Ich komme dann später zu ihr.“

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Ob es wirklich noch Unternehmen gibt, in denen neue Mitarbeiter*innen so begrüßt werden? Ich hoffe nicht. Viele Unternehmen haben mittlerweile verstanden, wie wichtig die ersten Tage und Wochen sind, damit sich die neuen Mitarbeiter*innen schnell und nachhaltig integrieren. Und dann auch ihre beste Leistung bringen können. Es ist also nicht nur ein altruistischer Akt der Nächstenliebe, dass man sich um den Neuankömmling intensiv kümmert – es ist auch im höchsten Interesse des Unternehmens.

 

Das Onboarding – das gilt es zu beachten

In Gesprächen mit Führungskräften und Mitarbeiter*innen haben sich für mich vier Bereiche herauskristallisiert:

1. Wohlfühlen und Kennenlernen der Kolleg*innen

2. Arbeitsfähig machen

3. Orientierung bekommen und sich im Unternehmen zurechtfinden

4. Kommunikation!

 

1. Wohlfühlen und Kennenlernen:

Das beginnt schon vor dem ersten Tag. Im Recruitingprozess geht es schon los: Geben Sie den Bewerbenden von Anfang an das Gefühl, dass sie willkommen sind, auch schon im Bewerbungsgespräch und im Anschreiben. Wenn Menschen in eine neue Umgebung treten, fühlen sie sich meist unsicher und prüfen erst mal vorsichtig, wer ihnen wohlgesonnen ist und wer nicht. Gehen Sie auch darauf ein. Machen Sie klar, dass Sie sich auf Ihr neues Teammitglied freuen. Eine besonders schöne Idee ist es, vom gesamten Team ein Video aufzunehmen, in dem jeder sich kurz vorstellt und seine Vorfreude auf die neue Kollegin oder den neuen Kollegen zum Ausdruck bringt. Verbunden mit einer herzlichen Willkommensnachricht der Vorgesetzten weicht ein Teil der Unsicherheit echter Vorfreude und Neugier.

Das Team spielt eine große Rolle, wenn es um die Integration der neuen Kolleg*innen geht. Es hilft sehr, wenn sich alle schon früh bei bester Laune kennenlernen. Dafür muss es nicht gleich ein großes Teambuilding-Event sein. Ein gemeinsames Abendessen in der ersten Woche oder auch ein Online-Spieleabend können das Kennenlernen erleichtern und beschleunigen.

 

2. Arbeitsfähig machen

Es ist so trivial und doch scheitern noch immer einige Unternehmen daran.

An Tag 1 ist der Arbeitsplatz der neuen Kollegin komplett eingerichtet. Dazu gehört die nötige Hardware und auch die Software. Ich habe es erlebt, wie eine neue Mitarbeiterin die ersten Tage damit beschäftigt war, die benötigten Programme und Updates auf ihrem Rechner zu installieren. Auch ärgerlich und fast schon peinlich: Log-ins und Zugangsdaten sind nicht vorhanden. Bei allem Wohlfühl-Programm sind es diese Basics, die einfach stimmen müssen – zu 100 Prozent.

 

3. Orientierung bekommen

Wie funktioniert das hier alles? Duzen sich alle? Wie gehen wir miteinander um? Was ist die Unternehmenskultur? Wer sind eigentlich meine wesentlichen Ansprechpartner*innen?

So viele und noch weitere Fragen haben neue Mitarbeitende immer. Am besten haben Sie Antworten auf diese Fragen direkt parat. Vielleicht haben Sie sogar ein unterhaltsam gestaltetes Onboarding-Handbuch erstellt – das sich selbstverständlich auch digital erstellen lässt. Prozesse und Strukturen sollten sich dort nachschlagen lassen.

Gut, wenn die neue Mitarbeiterin wichtige Ansprechpartner*innen in den ersten Tagen schon mal kennenlernt und damit beginnen kann, sich ihr Netzwerk zu bauen. Mein Tipp: Organisieren Sie schon im Vorfeld Mittagessen-Termine oder Coffee-Calls mit den relevanten Leuten.

 

4. Kommunikation!

Diesen Punkt kann ich gar nicht oft genug betonen. Bleiben Sie im Austausch mit Ihren neuen Mitarbeitenden. Am besten sprechen Sie jeden Tag mit ihnen, auch wenn es nur fünf Minuten sind.

Planen Sie feste Termine ein, in denen Sie den Stand der Einarbeitung besprechen und sich viel Zeit für aufgekommene Fragen und Anliegen nehmen. Nach einer Woche, nach einem Monat, nach einem Quartal. Das Wichtigste dabei: Reden Sie nicht zu viel – stellen Sie Fragen! Das ist übrigens mein Geheimtipp für Sie: Stellen Sie Fragen!

Natürlich können Sie im Internet recherchieren, wie der perfekte Onboarding-Prozess aussieht und was es da alles für Ideen gibt.

Das habe ich auch getan. Doch vor allem Fragen gestellt. Bevor ich diesen Artikel geschrieben habe, habe auch ich erst mal Führungskräfte und Mitarbeiter*innen gefragt, wie für sie erfolgreiches Onboarding aussieht. Die Essenz daraus haben Sie bereits gelesen.

 

Ein Gedankenanstoß…

Wie wäre es, wenn Sie einfach mal Ihr Team fragen: Was hat euch bei eurem Onboarding am meisten gebracht? Und was hat euch gefehlt? Was hättet ihr euch gewünscht? Ganz nebenbei erfahren Sie womöglich auch, was Ihrem Team derzeit fehlt und können das gezielt angehen. Und Sie erinnern Ihr Team daran, dass bald jemand Neues dazukommt. Demnach richten Sie den Fokus auf das, was das Team tun kann, damit das Onboarding gelingt.

Und noch eine verrückte Idee: Wie wäre es, wenn Sie die neue Mitarbeiterin fragen, was sie braucht?

Jetzt wünsche ich Ihnen viel Spaß und viel Erfolg beim Onboarden! Und wenn Sie einen Team-Workshop zur schnellen und freudvollen Integration der neuen Teammitglieder durchführen wollen, lassen Sie uns sprechen. Ich helfe gerne.