Und jedem Anfang eines virtuellen Team-Meetings wohnt eine zauberhafte Möglichkeit für Teambuilding inne

Ja, ok, das ist eine etwas holprige Variante der so poetischen Zeilen von Hermann Hesses „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Und doch ist da viel Wahres dran. Oft werden die ersten Minuten eines Meetings, Workshops oder auch Seminars verschenkt. Das gilt erst recht für Online-Termine. Dabei lässt sich diese Zeit so gut nutzen, um das Vertrauen und den Teamgeist zu stärken und die Laune zu heben. Wie das geht, lesen Sie in diesem Artikel.

Vor dem Meeting: Keiner spricht oder einer spricht

Ich erinnere mich noch gut, wie es in den üblichen Präsenz-Teammeetings war. Ich komme ein paar Minuten vor Beginn in den Raum und die Hälfte der Mannschaft ist schon da. Es herrscht ein reges Treiben, in Gruppen von zwei bis vier Leuten stehen sie zusammen und quatschen. Die einen über das aktuelle Projekt, was ihnen gerade Kopfzerbrechen bereitet, die anderen über den Spielplatz-, Fußball- oder Wellness-Ausflug am Wochenende. Fühlt sich gut an. Fühlt sich nach Miteinander und nach Team an. Womöglich kennen Sie das auch gut.

Doch was sind Ihre Erfahrungen, was die ersten Minuten vor dem Beginn eines Online-Meetings angeht? Da kenne ich vor allem zwei Varianten:

  1. Einer spricht: 
    In Videokonferenzen funktioniert das parallele Quatschen nicht. Es kann immer nur einer sprechen. Je nachdem wie ihr Team so aufgestellt ist, sind das auch immer dieselben eins bis drei Menschen, deren Stimme vor Beginn eines Meetings zu vernehmen ist. Ab und zu entsteht ein Gespräch, doch längst nicht alle sind beteiligt. Fühlt sich nicht nach Team an.
  2. Keiner spricht:
    Wir sind mittlerweile so stark darauf konditioniert, zu Beginne eines Online-Meetings uns auf stumm zu schalten. Es braucht also eine gewisse Überwindung oder auch die klare Ansage, dann doch mal das Mikrofon anzuschalten. Das passiert oft nicht. So startet das Team schweigend in das Meeting. Schweigen kann ja auch kraftvoll sein. Hier fühlt es sich nicht nach Kraft und auch nicht nach Team an.

Also was tun? Was können Sie tun, damit diese beklemmende Stille oder die vom Monologisierer genervte Atmosphäre nicht aufkommt? Wie lassen sich womöglich schon die ersten Minunten vor und zu Beginn des Meetings für das Team nutzen? Das Vertrauen stärken und das Miteinander fördern? Ja, das geht auch online. Sogar sehr gut.

Noch was: Falls Sie die Tipps gleich lesen und denken: „Moment mal, wir sind hier doch nicht zum Spaß, sondern zum Arbeiten.“, möchte ich eine wichtige Sache zu bedenken geben. Basierend auf diversen Studien vertritt u.a. Chad Littlefield, amerikanischer Experte für Connection & Trust in Teams, hat er rausgefunden, dass Meetings effizienter ablaufen, wenn er das Prinzip „Connection before Content“ berücksichtigt. Auf deutsch lässt es sich am besten in „Verbindung vor Verkündung“ übersetzen. Bevor Sie also Ihre Meeting-Teilnehmenden mit Content (also dem Meetinginhalt) konfrontieren, sorgen Sie für Verbindung. Für Verbindung zwischen den Teilnehmenden, für Verbindung zu Ihnen und zum Thema.

Vor dem Start: Unterhalten und Interagieren

Vom australischen Trainer und Autor Mark Collard habe ich das Prinzip des inoffiziellen Starts kennen gelernt. Das Meeting geht also schon los, obwohl es noch nicht losgegangen ist. Das Ziel: Die Leute ermuntern, sich zu beteiligen. Signalisieren, dass ich als Gastgeber richtig gut vorbereitet bin, denn ich habe mir sogar für die Minuten bis zum Start auch Gedanken gemacht.
 

  • Das Filmquiz: Ich schreibe einige Emoji-Kombinationen in den Chat und die Teilnehmenden dürfen erraten, um welche Filme es sich handelt.
    Der Nutzen: Menschen lösen gerne Rätsel. Menschen haben gerne Erfolgserlebnisse. Menschen mögen schöne Erinnerungen. All diese drei Bedürfnisse werden erfüllt und das sorgt für eine gelöstere Stimmung am Anfang. Dazu kommt noch, dass einige schon mal ins Reden kommen. All das zusammen erhöht die Bereitschaft, sich später im Meeting zu beteiligen
  • Das Online-Quiz: kahoot oder guessthecity. kahoot ist ein grandioser Quizbaukasten. Mit wenigen Klicks lässt sich ein hochwertiges Quiz anfertigen. Ob es nun um aktuelle Themen im Unternehmen geht oder um Privates der einzelnen Teammitglieder, ist Ihnen überlassen. Wann immer ich ein kahoot! Quiz genutzt habe, waren alle direkt voll dabei und sehr engagiert. Das Gewinnenwollen ist einfach ein starker Antrieb, ebenso wie der uns innewohnende Spieltrieb. Noch zwei Tipps: Machen Sie das Quiz nicht staubtrocken. Bauen Sie auch immer mal eine Quatsch-Antwort ein, die Ihr Team zum Lachen bringt. Und lassen Sie die Rolle des Quizmasters im Team rotieren, das entlastet Sie als Führungskraft und Sie entdecken ungeahnte Talente, versprochen!
    In Guessthecity sieht man auf Vollbild-Videos Spaziergänge durch Städte der Welt. Dann gilt es zu raten, welche Stadt das gerade ist. Jeder platziert einen Pin auf der Weltkarte. Wer am nächsten dran ist, gewinnt die Runde. Einfach, unterhaltsam und ganz nebenbei erweitern Sie den Horizont ein kleines bisschen.

Ankommen und Kennenlernen

Mittlerweile eilen wir nur noch von Meeting zu Meeting. In der virtuellen Zusammenarbeit ist das sogar noch mal drastischer geworden. Das Verschnaufen auf dem Gang zum nächsten Meeting oder während der Aufzugfahrt entfällt. Innerhalb von Sekunden sind wir im nächsten Meeting. Das macht es umso wichtiger, dafür zu sorgen, dass die Teilnehmenden erst mal ankommen und den Fokus auf das neue Meeting richten können. Und ganz nebenbei nutzen Sie die ersten Minuten wunderbar für das (tiefere) Kennenlernen. Hier meine Favoriten:

  • Drei Hashtags: Gerade bei größeren Gruppen ist eine Vorstellungsrunde meist zäh. Die Alternative: Bitten Sie Ihre Teilnehmenden, sich kurz und knapp mit drei Hashtags zu beschreiben. Gehen Sie mit einem Beispiel voran. Bei mir könnte das so was sein wie #Teammacher #StolzerPapa #KölnerausÜberzeugung. Sie können also vorgeben, wie viel Berufliches und wie viel Privates seinen Platz haben sollte.
    So gelingt es auch bei einer großen Gruppe, schnell einen Überblick zu bekommen, wer alles da ist. 
    Falls sich die Leute schon besser kennen, können Sie das in den Vorgaben entsprechend berücksichtigen: #EineheimlicheLeidenschaft #DeinegrößteHerausforderungimJobderzeit #AktuellerGemütszustand.
    Oder auch: „Welche drei Hashtags fallen Dir zu <erster Agendapunkt> ein?“ und schon haben Sie in kürzester Zeit ein Stimmungsbild zum ersten Agendapunkt und können das gut nutzen.
    Meine Empfehlung: Um gerade beim letzten Punkt sicher zu stellen, dass die Leute sich ihre eigenen Gedanken machen, sorgen Sie am besten dafür, dass alle gleichzeitig ihre Hashtags in den Chat schreiben. 
  • Einen Gegenstand holen: Auch das gibt es in diversen Varianten. Bei einem Seminar zu hybrider Führung lasse ich die Teilnehmenden einen Gegenstand aus ihrem Zuhause oder Büro holen, den sie am meisten mit hybrider Führung verbinden. Das kann ein Gegenstand sein, den sie viel nutzen oder ein Gegenstand, der wie eine Metapher für das Thema, in dem Fall hybride Führung, steht. Wenn dann alle den Gegenstand gleichzeitig in die Kamera halten, entsteht ein schönes Erinnerungsfoto und ein verbindender Moment.
  • Check-In-Fragen: Eines der am meisten unterschätzten Tools in Teams: Fragen stellen. Offene Fragen stellen. Und auch offen für die Antwort sein.
    Ich bin ein großer Fan von https://digitaler-stuhlkreis.de
    Dort kann man per Zufall eine Check-In-Frage auslosen wie z.B. „Wer oder was bekommt heute meine Aufmerksamkeit?“ Mittlerweile gibt es auch Kennenlern-Fragen („Was war als Kind Dein Traumberuf?") oder die berühmten Entweder-Oder-Fragen („Bier oder Wein? Ernie oder Bert?").
    Es gibt mittlerweile eine große Anzahl an Quellen für Check-In- oder Icebreaker-Fragen. Folgende kann ich wärmstens empfehlen, auch wenn sie auf englisch sind:
    https://museumhack.com/list-icebreakers-questions/
    https://blog.vantagecircle.com/icebreaker-questions/
  • Ich habe noch nie…: Spannend wird es, wenn wir Neues über unsere Kolleg*innen erfahren. Wenn wir etwas von uns preisgeben, machen wir das nur, weil wir darauf vertrauen, dass die Empfänger*innen vertrauensvoll damit umgehen können. Das stärkt das… na klar, Vertrauen.
    Am besten